WordPress 6.2 bringt Openverse ins Backend und was man beachten sollte


Die voraussichtlich am 28. März 2023 erscheinende Version WordPress 6.2 wird über den Block-Editor den Zugang zu Openverse bereitstellen, einer Suchmaschine für (derzeit noch „nur“) Bilder und Audiodateien, die alle unter einer Creative-Commons-Lizenz oder unter der Public Domain stehen und kostenlos sind. Kostenlose Bilder und Audiodateien klingt erst einmal gut, doch wo viel Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten.

Die Entstehung von Openverse

Openverse, ursprünglich CC Search, war ein Prototyp von Creative Commons und fand seine Anfänge im Februar 2017. Im Mai 2021 wurde Openverse ein offizielles WordPress-Projekt (Zeitleiste, Geschichte). Im Februar 2023 zog Openverse auf die Domain openverse.org um.

Openverse ist ein sehr ambitioniertes Projekt, das weitere Ziele verfolgt, so soll die Suche künftig auch Videos, offene Texte und 3D-Modelle umfassen. Derzeit ermöglicht sie Zugriff auf mehr als 700 Millionen Inhalte (Bilder und Audiodaten).

Openverse im Block-Editor

Ab WordPress 6.2 wird in der linken Seitenleiste des Block-Editors und nach Klick auf den Block-Inserter (das Plus-Icon) der Tab Medien angezeigt werden. Dort  findest du dann Openverse.

Ein Klick auf Openverse klappt eine Seitenleiste auf, die zusätzlich zum Suchfeld auch bereits einige Bilder anzeigt.

Die Sucheingabe kann auf Deutsch (und vermutlich auch anderen Sprachen) erfolgen, doch wesentlich mehr Ergebnisse erhält man mit englischen Suchbegriffen. Im nachfolgenden Beispiel wurde nach „cat“ gesucht.

Beim Einfügen der Bilder gibt es 2 Varianten

Variante 1


Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Mit einem Klick auf eins der Bilder in der Suchergebnis-Leiste wird dieses sofort in den Inhalt eingefügt und gleichzeitig auch in die Mediathek hochgeladen. Klickt man erneut auf dieses Bild, wird es ebenfalls sofort eingefügt und auch in die Mediathek hochgeladen. Das Bild wird somit also doppelt physisch in der Mediathek abgelegt, das zweite Bild erhält allerdings einen anderen Namen (fortlaufende Nummerierung). Beim dritten Klick auf dasselbe Bild wird das Bild ein drittes Mal … usw.

Variante 2


Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Mit einem Klick auf eins der Bilder in der Suchergebnis-Leiste erscheint zuerst ein Hinweisfenster, dass dieses Bild extern eingefügt wird (dazu gleich mehr), nach einem Klick auf den Button „Einfügen“ wird das Bild in den Inhalt eingefügt, ein Hochladen in die Mediathek findet nicht statt.

Es ist vorab nicht offensichtlich, ob ein Bild in die Mediathek hochgeladen oder von externen Quellen eingebunden wird.

Lizenzen

Jedes eingefügte Bild erhält automatisch eine Bildunterschrift, mit diversen Links, die weiterführende Informationen über Herkunft, Urheberschaft und Lizenz beinhalten, inkl. Links direkt zu den Quellen.

Dog Cat“ von Krista Mangulsone/ CC0 1.0

Creative-Commons-Lizenz

Wie eingangs bereits erwähnt, stehen alle Openverse-Inhalte entweder unter einer Creative-Commons-Lizenz oder unter der Public Domain. Bei einem mit der Creative-Commons-Lizenz CC0 (Zusammenfassung des Lizenztextes der Version 1.0 auf Deutsch lesen) lizenziertem Werk verzichtet die Person mit den Urheberrechten (oder besser gesagt, die Person, die das Werk hochlädt) weltweit auf alle urheberrechtlichen und verwandten Schutzrechte, soweit das gesetzlich möglich ist. Ein Verzicht auf das Urheberrecht ist in Deutschland zumindest strittig (siehe nachfolgenden Absatz).

Public Domain

Zitat aus Wikipedia „Der Rechtsbegriff Public Domain steht im angelsächsischen Common Law für „frei von Urheberrechten“. Die Bedeutung englischer Begriffe wie Copyright und Public Domain kann nicht ohne weiteres auf die deutschen Begriffe „Urheberrecht“ und „Gemeinfreiheit“ übertragen werden.

So kennt das angelsächsische Copyright kein ausdrückliches Urheberpersönlichkeitsrecht, das in kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen dazu führen kann, dass trotz Gemeinfreiheit einer Schöpfung bestimmte Nutzungsformen im Einzelfall als Verletzung von Persönlichkeitsrechten des Urhebers unzulässig sein können; in Frankreich sogar mit ewiger Dauer. Aus demselben Grund ist eine Aufgabe des Copyrights und die Entlassung eines Werkes in die Public Domain unproblematisch, während sie in Kontinentaleuropa umstritten und nach der herrschenden Meinung unzulässig ist.“

Quellen – Woher stammen die Inhalte von Openverse?

Die Liste der aktuell genutzten 46 Quellen für Bilder sowie 3 Quellen für Audio-Dateien ist auf dieser Seite aufrufbar.

Haftung

Zitat Openverse: Bitte beachte, dass Openverse nicht überprüft, ob die Bilder ordnungsgemäß CC-lizenziert sind oder ob die vom WordPress.org-Team zusammengetragenen Informationen zur Namensnennung und anderen Lizenzen korrekt oder vollständig sind. Bitte überprüfe den Lizenzstatus und die Angaben zur Namensnennung unabhängig, bevor du die Inhalte weiterverwendest. Für weitere Details lies bitte die Openverse-Nutzungsbedingungen.

Was du bei der Nutzung von Openverse-Inhalten beachten solltest

Die Haftung liegt ggf. bei dir

Weder Creative Commons noch Openverse übernehmen im Fall einer Urheberrechtsverletzung, bei Nichtbefolgung der Lizenzen oder sonstigen, mit den Inhalten in Zusammenhang stehenden, rechtlichen Streitigkeiten irgendeine Haftung. Du haftest im Streitfall ggf. alleine.

Hinweis (gilt nachfolgend für alle Erwähnungen einer persönlichen Haftung)

Natürlich kannst du dich im Schadensfall an die Person wenden, die das Werk unrechtmäßig hochgeladen und unter die freie Lizenz gestellt hat – wenn du sie ausfindig machen kannst.

Überprüfung jedes einzelnen Bildes

Wie auf den Katzenfotos im Kapitel Lizenzen gezeigt wurde, erhält jedes über Openverse eingefügte Bild eine Bildunterschrift mit Informationen und weiterführenden Links. Folge diesen Links, lies dir die Lizenz genau durch und befolge sie. Wie schon erwähnt, kommen die Bilder aus 46 unterschiedlichen Quellen, prüfe die Nutzungsbedingungen der Quelle, von der das Bild stammt, ebenfalls genau.

Bilder von externen Quellen über Openverse

Das Hinweisfenster (s. o. Kapitel Variante 2) beschreibt schon die latenten Gefahren, die durch diese Variante entstehen können. Neben technischen Problemen wie zum Beispiel das Bereitstellen unterschiedlicher Bildgrößen oder die Möglichkeit, dass solch ein Bild seitens der externen Quelle entfernt wird, tauchen rechtliche Fragen und möglicherweise Verstöße auf.

Es werden Daten an Dritte übertragen, durch das Einbinden des Fotos von einer externen Quelle. Wer die Abmahnwelle rund um die von Google-Servern eingebundenen Google Fonts mitbekommen hat, kann sich ausmalen, was das hinsichtlich der Fotos nach sich ziehen könnte.

Bearbeitung der Bilder

Der Block-Editor bietet verschiedene Möglichkeiten, ein Bild zu bearbeiten oder zu beschneiden. Ist die Bearbeitung / der Zuschnitt durch die Lizenz abgedeckt? Auch das solltest du prüfen.

Weitere Gefahren

Was ist, wenn die Person, die das Bild hochgeladen hat, gar nicht die Urheberrechte besitzt? Wenn dich dann eine andere Person (mit den Urheberrechten) abmahnt und/oder Schadensersatz fordert? Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Stockfoto-Portalen, die (wenn du die Lizenzen korrekt befolgt hast) dafür haften (Nutzungsbedingungen lesen!), bist du in diesem Fall ggf. haftbar.

Es ist ein Kinderspiel einen Fake-Account bei zum Beispiel Flickr anzulegen. Wenn nun jemand in böswilliger Absicht (um abzukassieren, oder einfach aus Spaß daran, anderen zu schaden) oder wenn jemand aus Unwissenheit Fotos unter freier Lizenz veröffentlicht (der free Account bei Flickr erlaubt einen Upload von 1.000 Fotos), dann bist du ebenfalls bei Verwendung solcher Fotos ggf. haftbar.

Wenn irgendwer aus Unwissenheit eigene Fotos mit Aufnahmen von anderen Personen hochlädt (ohne Erlaubnis dieser Personen) und unter einer freien Lizenz veröffentlicht, bist du bei Verwendung eines solchen Fotos unter Umständen haftbar (Stichworte „Recht am eigenen Bild“ wenn die Person auf dem Foto kein „Beiwerk“ ist). Bei kommerziellen Stockfoto-Portalen bist du in der Regel durch Model Releases abgesichert (prüfen ob diese zur Verfügung gestellt werden!).

Das Beispiel „Fotos mit Ablichtungen anderer Personen“ ist nur eins von mehreren. Ein weiteres Beispiel ist die „Panoramafreiheit“, bei der einzelstaatliche Unterschiede existieren. Während in einigen Ländern das Fotografieren von z. B. Denkmälern im öffentlichen Raum erlaubt ist, oder in Innenräumen gar nicht, gibt es Länder, wo faktisch keine Panoramafreiheit existiert. Hier ist ein Bild von Wikipedia, das die Panoramafreiheit in Europa skizziert, weiterführende Informationen findest du in diesem Wikipedia-Artikel. Bei freien Bildern von Openverse kann es durchaus vorkommen, dass die Information über die Herkunft (bzw. das Land) eines aufgenommenen Objektes fehlt.

WordPress-Photo-Directory

Ein weiteres Projekt, das in keinem Zusammenhang mit Openverse steht, ist das Photo-Verzeichnis von WordPress, das derzeit 6.646 Fotos unter freier Lizenz listet. Fotos dort hochladen können alle mit einem aktiven WordPress-Konto. Es gibt einige Regeln, die man zuvor bestätigen muss. Eine Regel verbietet Fotos, die menschliche Gesichter enthalten. Vor der Veröffentlichung wird jedes Foto von einem Team der WordPress-Community überprüft. Haftungsfragen und potentielle Haftungsfälle sind in vielen Punkten identisch mit den zuvor für Openverse beschriebenen – auch auf WordPress.org ist ein Fake-Konto schnell angelegt.

Openverse deaktivieren

Mit einem Codeschnipsel kann Openverse wieder aus dem Block-Editor entfernt werden. Dieser Code wird wahlweise in die functions.php des Child-Themes (am besten ans Ende) eingefügt, oder man verwendet dafür ein Plugin wie zum Beispiel „Code Snippets“. Ein Test hat bestätigt, dass dieser Code mit WordPress 6.2 funktioniert.

 
add_filter(
  'block_editor_settings_all',
  function( $settings ) {
	$settings['enableOpenverseMediaCategory'] = false;
	return $settings;
  },
  10
);

Quelle des Codeschnipsels

Freie Lizenzen generell

Die obigen Anregungen und Hinweise betreffen (bis auf die Fotos von externen Quellen) nicht Openverse, sondern sie betreffen die vielen Foto-Portale, die kostenlose Bilder zur Verfügung stellen. Openverse ist lediglich eine Suchmaschine, die mit viel Arbeit und Enthusiasmus entwickelt wurde und wird, um das Auffinden kostenloser Werke mit freien Lizenzen zu ermöglichen.

Man sollte im eigenen Interesse immer die Nutzungsbedingungen der Foto-Portale sowie die Lizenzen lesen und einhalten. Auch ein Check, ob die Personen, die Fotos hochladen, ihre persönlichen Daten bei der Registrierung verifizieren müssen oder ob ein Fake-Konto leicht zu erstellen ist, sind wertvolle Informationen, um das Risiko einer eventuell eintretenden persönlichen Haftung abzuschätzen.

Das gilt selbstverständlich nicht nur für Fotos und Foto-Portale, sondern für alle Portale, die Werke unter einer freien Lizenz zur Verfügung stellen und für alle Werke, die unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt werden:

Fotos, Audiodateien, Videos, offene Texte und 3D-Modelle.