Laut Wikipedia handelt es sich bei einem Blog um eine Wortkreuzung aus englisch Web und Log für „Logbuch“ oder „Tagebuch“. Ursprünglich ist WordPress aus einer reinen Blogging-Software entstanden, die Matt Mullenweg geforkt und mit anderen weiterentwickelt hat, weil er ein Instrument suchte, um seine Gedanken und Fotos schnell im Internet veröffentlichen zu können. Statische Webseiten hatten dabei eher die Aufgabe, ein Impressum und eine „Über mich“-Seite abzubilden.
In WordPress 3.0 kamen die so genannten „Custom Post Types“ hinzu, mit denen alle möglichen Inhaltstypen wie Events, Produkte, Bücher, Filme usw. in getrennten Menüs erfasst und zu Webseiten zusammengefasst werden konnten. WordPress wurde damit bereits im Juni 2010 zu einem vollwertigen Content Management System, mit dem sich unterschiedliche Inhaltsarten verwalten und als Webseiten veröffentlichen lassen. Der Anspruch wird selbst heute noch von manchen bestritten, die verächtlich von „der Blogging-Software“ sprechen und dabei wahrscheinlich auch die Marktanteile von WordPress ein wenig außer acht lassen.
Der Wunsch „Jetzt will einer nur ein „Blog“.“ ist vermutlich schwerer umzusetzen, weil erfahrungsgemäß zumindest Datenschutzerklärung und Impressum als nicht dynamisch zusammengesetzte Inhalte hinterlegt werden müssen. Ich würde das aber eher als „Meine laufenden Beiträge sollen im Vordergrund stehen“ interpretieren.
Wer jemals den dramatischen, autobiografischen Bericht der mit Suizid endenden Krebserkrankung des Autors und Künstlers Wolfgang Herrndorf („Arbeit und Struktur“) gelesen hat, weiß, dass ein Blog auch ohne optische Reize auskommt und dabei einen hohen literarischen Anspruch hat.
Oft wird aber der Wunsch geäußert, das Layout von Blogbeiträgen granular zu ändern und insbesondere die Startseite mit einer Sammlung von Featured Images interessanter zu gestalten. Große Medienhäuser wie der Spiegel sind da ein Vorbild – auch die Berichterstattung von Spiegel Online hat den Charakter eines Blogs mit einzelnen Beiträgen, Textauszügen, Beitragsbildern, Gruppierung in Kategorien usw.
Ältere Themes haben für die Startseite ein eigenes Template, dessen Inhalte im Customizer zugewiesen werden können. In dem Fall kann eine statische Seite als Platzhalter erstellt werden, der das Template „Startseite“ zugewiesen wird und die dann unter Einstellungen > Lesen statt einer „langweiligen“. In den neuen Block-basierten Themes lässt sich die Startseite im Website-Editor als eine Mischung aus statischen und dynamisch aggregierten Inhalten festlegen, wobei durch die Möglichkeit, Kategorien, Schlagwörter oder auch Custom Post Types zu verwenden, eine Gruppierung möglich ist.
Wenn du dir das frühere, inzwischen veraltete Theme Twenty Ten anschaust, siehst du, dass Blogs „wie mit der Schreibmaschine“ in einspaltigem Satz geschrieben wurden und bis auf eine Auflockerung mit Grafiken und Absatzschaltungen wenig Gestaltungsspielraum gelassen haben. Das wurde von vielen Anwendern als unbefriedigend empfunden, weil die Webseiten mit Printmedien verglichen wurden, die oft einen mehrspaltigen Satz mit viel Weißraum als Gestaltungsoption nutzten.
Ein erster Ansatz war, die für einen mehrspaltigen Satz notwendigen HTML-Tags mit CSS-Klassen in Form von Shortcodes umzusetzen. Diese Shortcodes waren aber fehleranfällig (ein Tippfehler reichte, um das Layout durcheinander zu bringen) und wenig benutzerfreundlich. Daraus entstanden dann so genannte Page Builder Plugins, die zumindest in der Anfangsphase die Performance von Webseiten beeinträchtigt haben und vor allem proprietär waren – Page Builder waren nicht kompatibel und ein Wechsel zu einem anderen Page Builder bedeutete meistens, dass die Website komplett neu aufgesetzt werden musste.
Parallel zu den Page Buildern entstanden Multi-Purpose-Themes, die für beliebige Zwecke einsetzbar sein sollten: Ein Theme, das durch individuelle Einstellungen für einen Blog, eine Unternehmenswebseite, ein Portfolio eines Künstlers, einen Webshop usw. einsetzbar sein sollte. Diese Themes widersprechen dem WordPress-Mantra, dem Anwender „Decisions, not Options“ zu präsentieren. Sie haben aber zumindest bei der Performance enorm aufgeholt und bieten tatsächlich viel gestalterischen Spielraum, erfordern aber meiner Meinung eine gute Konzeption, wenn man sich nicht im Dickicht der Einstellungen verheddern will.
Der als Projekt „Gutenberg“ aufgesetzte Block-Editor sollte die verschiedenen Tendenzen zu (oft proprietären) Page Buildern und Multi-Purpose-Themes zu einem neuen Layoutansatz vereinen. Der Editor hat – mit gigantischem Aufwand durch die WordPress-Community – bisher (die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen) gute Fortschritte erzielt und bietet nun allen Anwendern so viel Gestaltungsspielraum, wie sie möchten. Wer wirklich nur ein „Web-Tagebuch“ schreiben möchte, wird sich an den Einstellungsmöglichkeiten wenig stören; wer seine Seiten grafisch aufpeppen muss, um vielleicht auch inhaltliche Defizite auszugleichen, kann auf den Webseiten manchen optischen Reiz einbauen. Was das Herz begehrt.
Für deinen konkreten Fall dass jemand mit der Erstellung eines Blogs droht, würde ich hinterfragen, was die Zielgruppe sein soll und welche Wirkung mit dem Blog erreicht werden soll. Ein Mediziner wird eine andere Website wollen, als ein Künstler, eine Interessengemeinschaft, ein Verein … Mach was draus.