Hallo Katja,
vielleicht klären wir erst einmal ein paar Begriffe?
Themes sind Gestaltungsvorlagen, die bestimmen, wie die Inhalte (vor allem Beiträge, Seiten) ausgegeben werden. Themes sollen nicht die Funktionalität erweitern, sondern wirklich nur die Gestaltung beeinflussen – Schriftarten vorgeben, Schriftgrößen, Farben, Abstände usw. Da z.B. Beiträge unterschiedlich angezeigt werden können (als Einzelbeitrag, in einer Beitragsübersicht, als Datums-, Kategorie- oder Schlagwort-Archiv) haben Theme-Entwickler die Möglichkeit, für die verschiedenen Anzeigearten dem Theme passende Templates zuzufügen. WordPress sucht dann automatisch z.B. bei der Anzeige eines Archivs nach einem Template category.php
für die Darstellung einer Kategorie oder archive.php
für eine allgemeinere Darstellung von Archiven. Hier brauchst du auch keine Templates manuell auswählen.
Dass du ein Theme hast, dass „komplett OHNE Templates“ auskommt, ist also sehr unwahrscheinlich. Vielleicht meinst du aber, dass du für die unterschiedliche Darstellung von Seiten nicht zusätzlich aus einer Reihe von Templates auswählen kannst? Die WordPress-Entwickler haben dazu ein Mantra: „Decisions, not Options“ – ein Theme wird ausgewählt, um wohlüberlegte Entscheidungen eines ausgebildeten Grafikers in einer Gestaltungsvorlage zusammengefasst zu bekommen und nicht, um aus einer unübersichtlichen Masse von Gestaltungs-Optionen selber irgendwie irgendwas zusammenzuschustern. Schließlich würdest du auch nicht einen Star-Architekten beauftragen, dein Haus zu bauen und ihm dann bei jedem Vorschlag sagen, dass du es aber eigentlich ganz anders haben möchtest?
Soweit die Theorie.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass Anwender die für ein Theme Geld ausgeben, auch möglichst viel Flexibilität in der Gestaltung haben wollen und genau die Gestaltungs-Optionen wünschen, die eigentlich ein Grafidesigner treffen sollte. Daraus haben sich so genannte Multi-Purpose-Themes entwickelt, also Themes die für jede Lebenslage von der Familientaufe bis zur Internet-Präsenz eines Großkonzerns alles abdecken sollen.
Manche Multi-Purpose-Themes versuchen, diese Bandbreite durch riesige CSS-Dateien abzudecken, die für jeden Gestaltungswunsch zusätzliche CSS-Regeln enthalten. Außerdem müssen alle Einstellungen, die du in dem Theme vornimmst, bei Abruf einer Website erst einmal aus der Datenbank ausgelesen und mit PHP-Skripten umgesetzt werden – und zwar wirklich bei jedem Webseitenabruf. Das lässt sich zwar mit einer Zwischenspeicherung (Cache) etwas abfangen, trägt aber dazu bei, dass Webseiten mit Multi-Purpose-Themes (im Vergleich zu einfachen Themes mit weniger Einstellungsoptionen) häufig eine miserable Performance haben. Die Webseiten-Besucher sind dann „total genervt davon, wie lange die Erstellung von Content dauert“ – kommt dir vielleicht bekannt vor?
So wie du es formulierst („… möchte dringend ein Theme haben mit Templates und vielleicht auch mal Widgets, die man schnell und schick einbinden kann“) hört sich das nach dem großen Wunsch an, mehr Spielraum in der Gestaltung zu haben.
Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn das Theme zumindest so entwickelt wurde, dass es trotzdem eine gute Performance hat. Die Themes Astra und GeneratePress sind populär, weil sie bei ausgezeichneter Performance immer noch viel Gestaltungsspielraum lassen. Das gilt auch für die kostenlos erhältliche Variante.
Womit wir zur Frage kommen, was der Unterschied zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Themes ist.
WordPress ist Open-Source-Software. Jeder darf sie ausdrücklich für seine Zwecke kostenlos nutzen, nach eigenen Wünschen anpassen und weitergeben. Allerdings bleibt die Lizenz immer gleich. Das bedeutet, dass auch Themes (die WordPress-Funktionen verwenden!) Open-Source sind, also kostenlos weitergegeben werden können. Es hält dich aber niemand davon ab, für eine WordPress-Schulung Geld zu verlangen. Oder für den Support (den du hier kostenlos bekommst). Oder für zusätzliche Leistungen, wie die Zusammenstellung von grafischen Richtlinien, denen ein Theme folgt. Wenn du ein Theme kaufst, bekommst du die Dateien (z.B beim größten Anbieter Themeforest) oft mit einer Split-License angeboten: Open-Source für die WordPress-Funktionalität, aber mit einer stark eingeschränkten License für das Stylesheet, in dem die gestalterische Umsetzung steht. Oder jemand verkauft dir ein Plugin, dass die Funktionalität ergänzt (z.B. Astra) und verkauft damit eine zusätzliche Programmierleistung und einen individuellen Support.
Da wir uns nicht jedesmal ein Theme oder Plugin kaufen können, um Teilnehmenden hier kostenlose Hilfe anzubieten, beschränkt sich unser Support auf die kostenlos erhältlichen Themes und Plugins, die du auf WordPress.org erhältst. Damit Themes in das Theme-Verzeichnis übernommen werden, müssen die Entwickler einen Katalog an Aufgaben abarbeiten. Vor der Veröffentlichung wird sehr genau geprüft, ob das Theme die Anforderungen erfüllt. Dazu gehört, dass ein Theme auch funktionieren muss, ohne dass du ein zusätzliches Plugin oder eine Premium-Version kaufst. Das Plugin oder die Premium-Version bietet dir aber auf jeden Fall zusätzliche Leistung, die (gemessen an den Stundensätzen für Designer und Entwickler) für einen sehr angemessenen Preis überlassen bekommst.
Einige Themes, die du im Theme-Verzeichnis findest, wurden von der WordPress-Community gemeinschaftlich entwickelt. Dazu gehören insbesondere die Standard-Themes, die mit der Installation von WordPress mitgeliefert werden (die Namen der Themes beginnen alle mit „Twenty …“). Das WordPress-Theme-Verzeichnis enthält aber auch Themes, die von Firmen oder Einzelpersonen entwickelt wurden.
Für welches Theme du dich nun entscheidest, hängt neben den Faktoren die du aufgezählt hast, auch zu einem großen Teil vom Geschmack ab. Über den kann man bekanntlich streiten und deshalb ist es wenig hilfreich, hier pauschal das eine oder andere Theme zu empfehlen (auch wenn Astra und GeneratePress im Moment zumindest sehr populär sind). Wenn ich zumindest die Ziele einer Website kenne (Portfolio eines Fotografen, Blog eines „Foodies“, Darstellung eines Unternehmens), kann ich aber gezielter nach Blogbeiträgen suchen, in denen Themes besprochen und bewertet werden. „Free WordPress Themes 2021“ wären aber bereits gute Schlagwörter, um in einer Suchmaschine eine Reihe von Themes vorgeschlagen zu bekommen und einen Eindruck für aktuelle Design-Trends zu erhalten. Lass dich dabei nicht von den verwendeten Demo-Bildern ablenken, was zählt ist, welche Darstellungsmöglichkeiten das Theme bietet und ob dir generell die Gestaltung zusagt und zu deinen Zielen passt (ein traumhaftes Hochzeits-Theme scheidet dann für eine Unternehmenspräsenz wohl eher aus).
Funktionalität wie Newsletter, Social Media, Umfragen usw. sind dann „Plugin-Territory“, gehören also in das Gebiet der Plugins. Es gibt zwar bei den Premium-Themes auch Branchenlösungen, die viel Funktionalität beinhalten (z.B. ein Theme für Immobilienmakler mit Lösungen für einen Immobilien-Katalog), aber sie machen einen späteren Wechsel des Themes nahezu unmöglich, weil dann durch den Verlust der Funktionalität des Themes auch die Inhalte verloren gehen.
Noch dabei? Die Antwort ist etwas umfangreicher geworden, als es eigentlich hier vorgesehen ist und wir helfen (vor allem aus Zeitgründen) lieber bei Fragen, die sich mit zwei, drei Zeilen beantworten lassen. Aber ich weiß, dass die Suche nach dem heiligen Gral richtigen Theme für viele ein Problem ist. Vielleicht hilft der Beitrag ja dem einen oder der anderen.